Diabetes mellitus ist keine harmlose Erkrankung
- Dr. Reiner Kraft
- 15. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Feb.
Die Geschichte von Karl

Diabetes mellitus (Diabetes Typ 2) wird in unserer Gesellschaft noch viel zu oft auf die leichte Schulter genommen. Dabei zählt diese Krankheit nach Dr. Peter Attia zu den vier Säulen chronischer Erkrankungen, die am Ende zum (sicheren) Tod führen (im Original: The four horsemen of chronic disease). Wer einmal daran erkrankt ist, kann sich sicher sein, dass sich gravierende Folgeerkrankungen begleitend dazu einstellen werden, die der Körper am Ende nicht mehr beherrschen kann.
Die Diagnose Diabetes mellitus ist also ein sehr ernstes Alarmzeichen!
Umso erstaunlicher ist, dass das in unserer Gesellschaft so nicht gesehen wird: Diabetes Typ 2 (Diabetes mellitus) hat sich in Deutschland zur Volkskrankheit entwickelt, rund 9 Mio. Menschen sind davon betroffen und es werden immer mehr. Dabei ginge es auch ganz anders: Der Typ-2-Diabetes lässt sich erstaunlich gut behandeln und das selbst dann, wenn die Voraussetzungen extrem ungünstig sind!
Die klassische Schulmedizin behandelt in den meisten Fällen mit Insulin (das vom Patienten selbst gespritzt werden muss), in weniger gravierenden Fällen auch mit Metformin.
Wie so oft werden damit nur die Symptome adressiert, das eigentliche Problem, der viel zu hohe Blutzuckerspiegel, wird mehr oder weniger ignoriert.
Bei Diabetes Typ 2 kommt es vor allem darauf an, dass die Betroffenen ihren Lebensstil bzw. ihre Ess- und Trinkgewohnheiten dauerhaft umstellen. Zucker bzw. Kohlenhydrate müssen stark reduziert werden, das Bewegungspensum (moderaten Sport) möglichst hoch. Auch Kälteanwedungen wie eine kalte Dusche oder das Eisbad können sehr hilfreich sein bei der Verbesserung der Blutzuckerregulierung.
Doch als Karl zu mir kam, musste ich selbst erst einmal schlucken: Mit ihm hatte ich nicht einfach nur den typischen Diabetes-Klienten vor mir, sondern einen schwer kranken Mann, der an Krebs erkrankt war und dazu noch eine ganze Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme hatte, u. a. ein metabolisches Syndrom. Als ich ihn zum ersten Mal traf, schwitzte er unaufhörlich (Tag und Nacht), war sehr erschöpft und konnte nicht gut schlafen. Er hatte praktisch keine Lebensqualität mehr, was ihn depressiv hat werden lassen, so dass er sich immer mehr zurückgezogen hatte.
Natürlich war er in guter ärztlicher Behandlung. Nur lag hier der Fokus weitgehend auf der Krebserkrankung mit begleitender, regelmäßiger Chemotherapie. Das gab mir die Gelegenheit, den Diabetes Typ 2 anzugehen. Sein Arzt war damit einverstanden, was auch nicht immer selbstverständlich ist! Der Ausgangswert beim HbA1c-Bluttest lag bei 9,37 (vom Arzt gemessen).
Wie geht man hier vor?
Am Anfang steht immer eine DNA-Analyse der 60 wichtigsten Gene und deren Varationen (SNPs). Dazu werden dann noch funktionelle Laborwerte benötigt, um den Zustand im Körper solide zu ermitteln. Wir führten auch den Präventions-Check durch, um ein umfangreiches Bild von Karl's Mineralienversorung, aber auch der Schwermetallbelastung und Entgiftungsleistung zu ermitteln.
Mit all diesen Ergebnissen schlug ich eine Umstellung der Ernährung vor, die weniger Kohlenhydrate enthielt und mehr ketogen ausgelegt war. Zusätzlich sollte Karl mehrmals pro Woche intermittierendes Fasten praktizieren (also 16 Stunden fasten, Essen nur in den übrigen 8 Stunden des Tages) und wir achteten strikt auf den glykämischen Index, also darauf, welche Lebensmittel bei Karl genau für einen starken Anstieg des Blutzuckers verantwortlich waren. Das nämlich kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein!
Flankierend dazu kam ein komplexes Nährstoff-Protokoll, das auf seine Insulinresistenz abgestimmt war und das vor allem Mineralien und Spurenelemente wieder auffüllen sollte. Dazu haben wir einiges an Anpassungen zu meinem Longevity-Protokoll durchgeführt, so dass es für Karl optimal ausgelegt ist basierend auf seiner Genetik und aktuellem Zustand im Körper. Das ist ein Prozess, der in der Regel einige Monate braucht, bis man eine gute solide Grundlage für das Longevity-Protokoll geschaffen hat. Durch regelmäßige Messungen wird das Protokoll dann kontinuierlich optimiert.
Zusätzlich habe ich Karl empfohlen, moderat Sport zu treiben, also möglichst jeden Tag für 15 bis 20 Minuten Walking (den Berg hoch) zu praktizieren. Außerdem haben wir an seiner Schlafqualität gearbeitet. Mt seinem Arzt und Onkologen war er dazu während dieser Zeit im kontinuierlichen Austausch.
Vier Monate später ließ Karl seinen Langzeit-Blutzuckerwert, also den HbA1c, wieder beim Arzt messen. Und siehe da, der Wert war auf 5,5 gefallen!

Karl geht es inzwischen auch wieder sehr viel besser (Siehe Titelfoto). Er hat wieder mehr Energie und kann seinen Alltag erstaunlich gut bewältigen. Lebensfreude und Hoffnung sind zurückgekommen, dem Krebs zum Trotz!
Das Beispiel zeigt, wie ein alternativer Ansatz, ganz ohne Insulin-Spritzen, auch zu einer Stabilisierung bzw. Wiederherstellung normaler Blutzuckerwerte führen kann, selbst wenn die Rahmenbedingungen durch weitere Erkrankungen alles andere als einfach sind. Freilich muss die betroffene Person mitwirken: Eine (dauerhaft!) gesündere Ernährung, mehr Bewegung und weniger Stress bzw. besserer Schlaf sind nicht auf Rezept zu haben.
Therapeutisch unterstützt in diesem Prozess das optimierte Longevity-Protokoll aus komplexen Nährstoffen. Leider ist dies recht komplex auch bei der Umsetzung am Anfang. Karl konnte dabei auf die Unterstützung seiner Frau Inge zurückgreifen: In Amerika gibt es ja das Sprichwort “it takes a village…”. Es braucht mehr als nur Ärzte, Therapeuten oder Epigenetiker, sondern auch ein positives Umfeld aus Menschen, die so einer Person nahestehen und sie unterstützen. Seine Frau Inge war hier eine ganz wichtige Kraft, die ihn bei allen Schritten unterstützt und ihn ermutigt hat, diesen lebensverändernden Weg konsequent zu gehen.
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